Wusstet ihr, dass es im 9. Wiener Gemeindebezirk einen ganz besonderen Veranstaltungsort gibt? Am Wiener Gürtel, gegenüber der Volkspoper, steht eine kleine Kapelle mit einer sehr interessanten Geschichte..
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde Wien im Bereich des heutigen Gürtels mit dem sogenannten „Linienwall“, einem Schutzwall mit vorgelagertem Graben, umgeben. Reisende überquerten diesen auf einer Zugbrücke und hatten eine Maut zu entrichten. Für die dort Dienst tuenden Soldaten wurden Kapellen, die sogenannten „Linienkapellen“, errichtet, die bis auf eine Ausnahme alle dem hl. Johannes von Nepomuk, dem Schutzpatron der Brücken gewidmet wurden. So auch die Vorläuferkapelle der heutigen Nepomuk Kapelle.
Als Ende des 19. Jahrhunderts ungefähr im Bereich des Linienwalls die Gürtelstraße entstand, wurden die Steuerämter weiter an den Stadtrand verlagert und der Wall verbaut. Die ursprüngliche Brückenkapelle (bereits der zweite Bau in diesem Bereich) musste weichen.
Die heute St. Johannes Nepomuk Kapelle wurde 1895 – 1897 im Zusammenhang mit der Errichtung der Gürtellinie der Stadtbahn errichtet. Der Entwurf stammt von dem berühmten Jugendstil Architekten Otto Wagner, der für die architektonische Gesamtgestaltung der Stadtbahn (Gürtel- und Wientallinie) verantwortlich war. Die im Sezessionsstil erreichtete Kapelle war nach der Synagoge in Budapest das zweite sakrale Bauwerk Otto Wagners und Vorbild für die 10 Jahre später erbaute Kirche am Steinhof, deren inzwischen wieder vergoldete Kuppel im Westen Wiens von weitem oberhalb der Stadt zu sehen ist und ein bekanntes Juwel der Jugendstilarchitektur in Wien ist.



Aber auch die kleine Nepomuk Kapelle ist sehenswert. Leider hat sie keine Jugendstil Inneinrichtung sondern stattdessen einen Spätrenaissance Altar. Nach dem 2. Weltkrieg war sie für eine paar Jahre geschlossen. In den 70er Jahren mit neuem Leben gefüllt, sollte sie zur 100-Jahr-Feier renoviert werden, was zwei Jahre nach dem Jubiläum dann auch tatsächlich der Fall war. Im Zuge der Renovierung erhielt die Kapelle auch eine neue Orgel.
Die Nepomuk Kapelle ist ein ganz besonderer Veranstaltungsort. Sie kann 100 Besuchern Platz geben und hat nicht nur eine sehr gute Akkustik, sondern verleiht auch den dort stattfindenden Konzerten eine ganz besondere, familiäre Atmosphäre. Die räumliche Nähe erlaubt es dem Publikum in einen direkten Dialog mit den Künstlern zu treten. Das ist auch der Grund, warum wir sie für unser Konzert mit dem Trio Badakhshan im Rahmen des Tadschikistan Kultur Festivals am 6. Mai 2023 als Veranstaltungsort ausgewählt haben.
Wir haben bereits zwei Konzerte dort organisiert, die zu den Highlights unserer Veranstaltungen gehören.

Am 1. Dezember 2019 begeisterte das ALASH Ensemble aus Tuwa das Publikum dort. Im Oktober 2021 ist die großartige Raushan Orazbaeva aus Kasachstan in der Kapelle aufgetreten.
Damit fand sowohl unser letztes Konzert vor COVID, als auch das erste danach dort statt.
Alle Infor zur Nepomuk Kapelle: Folgt dem Link.